Bundesinitiative der grosseltern

von Trennung und Scheidung betroffener Kinder

 

Herrn Bundespräsident                                                                                 29. September 2004
Prof. Dr. Horst Köhler

Schloss Bellevue

Spreeweg 1

 

10557 Berlin

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Sehr geehrter Herr Bundespräsident,

wir möchten Ihnen nachträglich zu Ihrer Wahl herzlich gratulieren.

Wir wenden uns an Sie, Herr Bundespräsident, weil in ihrer Antrittsrede vom 1.7.04 ein Satz ist, der uns als Großeltern beeindruckt hat:

Kinder sind die einzig unkündbare Beziehung

Alle stimmen diesem Satz generell zu. Jedoch sieht die Realität in unserem  Lande bei sehr vielen Familien anders aus. In immer mehr Familien werden Umgangskontakte mit Kindern und Enkelkindern willkürlich verwehrt. Tagtäglich rufen uns verzweifelte Großeltern an, denen von staatlicher Seite keine Unterstützung und Hilfe in dieser Situation angeboten wird. Das Potential an Menschlichkeit, Lebenserfahrungen, Liebe etc., das Großeltern an die Enkelkinder weitergeben könnten, wird mißachtet. Ebenso die Rechte und Wünsche der Kinder.

In der Stadt scheitert jede 2. Ehe, bundesweit jede 3. In diesen Zahlen sind getrennte  nichtehelichen Gemeinschaften unberücksichtigt.

Für Nichtbetroffene ist es unvorstellbar, wie auch zuerst für uns, dass Kinder als Machtmittel mißbraucht werden können. Das Handeln dieser Elternteile ist aber nur möglich, weil beteiligte Behörden und Institutionen dieses zulassen.

Beispiel: Ein Elternteil, bei dem das Kind lebt, schweigt vor Gericht und lehnt jede Kommunikation ab. Aus diesem Grund wird dem anderen Elternteil das Mitsorgerecht nicht gewährt. Hier ist dem „Wohl des Elternteils“ Vorzug gegeben worden, aber nicht dem „Wohl des Kindes“.


Wir empfinden es als Entmündigung unserer erwachsenen Kinder, dass sie nach einer strittigen Trennung von ihrem Partner/in, nicht mehr aktiv an der Erziehung ihres Kindes beteiligt sind, obwohl keine besonderen Gründe dazu vorliegen. Wir fühlen uns diskriminiert, wenn wir wie bisher, unsere Enkel weiterhin sehen wollen, den Gerichtsweg dazu beschreiten  müssen mit kaum Aussicht auf Erfolg. Fremde Personen haben mehr Kontakt als wir Großeltern.

Herr Prof. Fthenakis, München, hat in einem Referat Dez. 2001 darauf hingewiesen, wenn sich nicht grundlegend in der Familienpolitik etwas ändert, ist das der wirtschaftliche und soziale Ruin in Deutschland.

Dieses können wir, die die strittigen Trennungen und Scheidungen unserer Kinder erleben, bestätigen.

Ca. 12% der Arbeitslosen sind trennungsbedingt arbeitslos. Zig-tausenden arbeitenden Elternteilen wird durch die Trennung nur der Selbsthalt von 840, -- Euro gelassen.  Es gibt dadurch keine Motivation und Leistungsbereitschaft. Die Perspektive stimmt nicht mehr. Kreativität wird zerstört. Schöpferische Kräfte werden im Keim erstickt, da die familiären Rahmenbedingungen nicht stimmen. Das Ziel „meinen Kindern soll es besser gehen“, kann kaum verwirklicht  werden.

Trennungen und Scheidungen kann niemand verhindern, aber die Art und Weise.

Vorbildlich und erfolgreich arbeitet seit Jahren die „Cochemer Praxis“ www.ak-cochem.de. Sämtliche Professionen sind miteinander vernetzt. Es gibt kein Gegeneinander mehr sondern nur ein Miteinander. Kein Elternteil wird von der Verantwortung gegenüber seinem Kind entbunden. Das ist im „Interesse des Kindes“ und der gesamten Gesellschaft. Enorme Kosten würden gespart, nur die Politik ist bisher nicht in der Lage das zu sehen.

Unserer Überzeugung nach gibt es zu dieser Arbeitsweise keine Alternative.

Wir bitten Sie, sich darum für die „Cochemer Praxis“ einzusetzen, damit den Kindern die Gewißheit gegeben wird, sich weiterhin sicher und geborgen in der Familie zu fühlen, trotz Trennung und Scheidung.

Mit freundlichem Gruß